Viele kennen in Stiepel nur Volker Kiffmeier als ihren Postboten

Beliebter Zusteller war 49 Jahre im Dienst und ist jetzt in Pension

Postbote Jürgen Kiffmeier in Stiepel

Volker Kiffmeier ist ein eher zurückhaltender Mann. Während der Fliegenkirmes und dem Weihnachtsmarkt an der Dorfkirche war er allerdings Gesprächs-Thema. Das macht ihn durchaus stolz. Mit Recht. Denn nach über drei Jahrzehnten als beliebter Postbote im Stadtteil ist er Ende September 2024 in Pension gegangen.

Der aus Laer stammende Zusteller sagt: „Stiepel war 49 Jahre lang mein Zuhause.“  Drei Jahre war er hier Vertreter im Zustelldienst. Zwölf Jahre lang trug er anschließend den Bezirk am  Henkenberg, Pastoralsbusch und Löwenzahnweg aus, ehe dieser nach einer Neu-Bemessung aufgelöst wurde. Volker Kiffmeier berichtet: „Danach ging es ins Dorf.“

Bezirk in der Nettelbeckstraße und in den Stichstraßen

In den vergangenen Jahren erstreckte sich sein Bezirk über die Nettelbeckstraße und die Seitenstraßen im oberen Bereich. Mit dazu gehörten auch die Düsterstraße, Vorm Felde, der Roggenkamp, der Beerenhang und der Haferweg. Einst war sein Bezirk rund um die Dorfkirche und an der Brockhauser Straße. Und auch schon rund um das Kloster am Varenholt hat er Briefe ausgetragen.

„Wahrscheinlich könnte ich ein Buch mit den Erlebnissen und Geschichten aus all den Jahren füllen“, sagt Volker Kiffmeier: „Die Briefkästen waren überwiegend langweilig – nicht aber meine Kunden.“ Sein komplettes Berufsleben hat der Laerscher bei einem Arbeitgeber verbracht: „Inklusive Lehre war ich 49 Jahre lang bei der Post.“ Der heute 65-Jährige berichtet: „Nach Stiepel wollte nie einer hin, weil man hier viel laufen musste, da es überwiegend Ein-Familien-Häuser gibt.“

Mehr Kontakt durch Paketzustellung

Er sei in den vergangenen Jahren aufgrund der Paketzustellung, die dazu kam, zwar auch viel mit dem Postwagen gefahren. Allerdings kamen noch immer bis zu 30.000 Schritte pro Tag zusammen, weiß Volker Kiffmeier zu berichten, der in seinem Mobiltelefon eine App mit einem Schrittzähler genutzt hat.

Auch Päckchen und Pakete auszuliefern zu sollen. Dem stand der Zusteller zunächst durchaus kritisch gegenüber. Letztlich sei es aber eine Bereicherung gewesen. Der 65-Jährige berichtet: „Der Kontakt zum Kunden war dadurch intensiver, weil ich ja angeschellt habe – nicht nur einfach Briefe in den Kasten geworfen habe und weg war.“ Worauf Volker Kiffmeier auch stolz ist: Am Ende des Tages hatte er meist alle Pakete zugestellt. Das klappte durch Nachbarn oder auch Ablageorte, die durchaus clever gewählt waren. Wie etwa auch die Blaue Papier-Tonne. Der Bote sagt mit einem Augenzwinkern: „Das habe ich natürlich nicht am Tag der Abfuhr gemacht. Einige Kunden haben sich gefreut, dass ich so kreativ war.“

Die Zufriedenheit und das Glück seiner Kunden war Volker Kiffmeier stets ein Anliegen. Deshalb war es ihm wichtig, auch mitzudenken. Wie etwa vor Weihnachten oder Geburtstagen. Daher rührt die Geschichte, dass der Zusteller mit großer Sensibilität Geschenke auslieferte, denen man auf dem Karton ansah, was der Inhalt ist: „Da habe ich aufgepasst, dass zum Beispiel die Kinder das Paket beim Aushändigen nicht zu sehen bekamen. Da habe ich sie zur Not auch abgelenkt.“

Rückblickend sagt Volker Kiffmeier: „Einige Stiepelerinnen und Stiepeler, die vor Jahren Kinder waren, kennen nur mich als ihren Postboten. Einige von ihnen sind jetzt groß und haben selbst Kinder. Ich habe all die Jahre geschätzt, dass ich mein eigener Herr war.“ Eine klassische Postboten-Mütze trug er nie – und konnte diese daher auch nicht für die Pensions-Zeit aufheben. Von der Dienstkleidung ist bis Mitte Januar ohnehin wenig übrig geblieben.

Einladungen zum Kaffee

Volker Kiffmeier ist in den Monaten nach seinem abschließenden Arbeitstag von einigen seiner Kunden zum Kaffee eingeladen worden. Wenn er dazu nach Stiepel zurückkehrt, wird er auch in zivil von einigen Stiepelerinnen und Stiepelern auf der Straße erkannt, begrüßt und auch nicht selten geherzt. Der Pensionist sagt: „Ich würde gerne das Rad zehn Jahre zurückdrehen. Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen. Für mich sind alle hier eine große Familie. Mir haben einige viel erzählt. Ich habe gerne zugehört. Zwar sind über die Jahre alle Alt-Stiepeler verstorben. Aber mit der dann folgenden, jüngeren Generation hatte ich auch nie Probleme.“

Volker Kiffmeier ist stolz darauf, in seinen 49 Jahren im Dienst nie großartig krank gewesen zu sein. Wahrscheinlich weil er ja stets an der frischen Luft war, egal bei welchem Wetter: „Wegen einer Erkältung bin ich nicht zuhause geblieben. Ich habe einige harte Winter und Sommer mitgemacht. Meine Kunden haben dafür gesorgt, dass ich nie verdurstet oder erfroren bin.“

Sich selbst bezeichnet Volker Kiffmeier als einen der letzten Vertreter einer „aussterbenden Gattung“: Beamter im Zustelldienst. Er berichtet: „Ein paar Jahre nach meinem Beginn wurden keine Leute mehr als Beamte eingestellt.“ Und noch etwas anderes hat sich verändert: Anfangs waren es zwölf Zusteller, die im Stadtteil Stiepel unterwegs waren. Mittlerweile sind es nur noch sechs.

Einen weiteren Beweis für seine Verbundenheit zum Stadtteil hat Volker Kiffmeier daheim in Laer archiviert. Denn er hat den „Stiepeler Boten“ von der ersten Ausgabe an gelesen, gesammelt und daheim abgeheftet. Und: Bei der Fliegenkirmes sowie beim Weihnachtsmarkt möchte er auch künftig vorbeischauen.